Villa Lido – so schee am See!

ich bin ja nun das Eine oder Andere mal in Kärnten unterwegs, so ist das Leben. Und wie das Leben halt so ist, ist die Motivation, sich spannenden Lokalen zu widmen enden wollend. Weil man einfach Hunger hat. Weil man am Wörthersee sitzt. Weil alles so weit weg ist (glaubt man, in Wahrheit ist mit dem Auto eigentlich alles eh recht nah).

So kam es in den vergangenen Monaten mehrfach zu der Kombination „hunger – Unlust zu kochen -schönes Wetter“. Und da drängt sich die Villa Lido eigentlich fast unsympathisch deutlich auf. Wörthersee-Kenner werden die Hände über dem Kopf zusammenklatschen….das Lido? Diese ausschliesslich von ihrem Seestandort lebende, lokal-gewordene Touristenfalle?

Ja.

Denn: irgendwie hat das Lido zwar einen scheiss Ruf (man bedanke sich scheinbar bei den Vor-Pächtern), liefert aber trotzdem eine durchaus solide Küche ab: österreichische Interpretation italienischer Küche. Solide, nicht begeisternd, aber trotzdem. Dann aber sitzt man am See (direkt (!) am See) und es scheint die Sonne und irgendwie tritt dann das Authentische in den Hintergrund.

Die Pizze sind fein. Man kann Abhandlungen über Mahlgrad des biodynamischen Mehls schreiben und sich darüber auslassen, dass es halt nicht richtig fein und ausserdem auch gar nicht biodynamisch ist. Man kann sich auch über die Schlagobersanwesenheit in der Carbonara ärgern. 2h weiter in Italien ists vielleicht besser, das kann durchaus sein.

 

Das Lido, und jetzt werden wir mal faktisch, teilt sich im Sommer in 4 Teile: innen Nichtraucher, innen Raucher (ich hab in Bahnhöfen schon nettere Arrangements gesehen), aussen am See und der Biergarten. Das Innenleben des Lokals ist keinesfalls bemerkens- und beschreibenswert: man fragt sich, ob es da einen Gastro-Katalog gibt, der einfach nach Quadratmetern liefert.

Der Biergarten (wir nähern uns dem Höhepunkt) ist…ein Biergarten. Im positiven Sinne: Streusplitt-Boden, Schanigartensessel, Eine Schank, die gut geführt und mittig auffällig rumsteht und ihren Job tut. Die Karte ist, trotz der Biergartenbenamselung, die gleiche, wie auch überall anders im Lokal.

Die Terrasse: Ja, die Terrasse ist halt direkt am See und auch der Grund, warum sich das Lido in der Vergangenheit preislich und qualitativ Schnitzer erlauben durfte: die Leute kommen trotzdem. Es ist einfach so, wie man es sich vom See erwartet. Trotzdem ich oftmals gehört habe, dass die Kellner langsam, die Qualität mies, die Preise aber dafür hoch sind: ich kann nichts davon bestätigen. Die Kellner sind…wie Kellner halt sind: sei höflich, wirst Du höflich behandelt. Sei ein Idiot: selber schuld. Als ehrenamtlicher Spritzweintester kann ich diesen Punkt abhaken, das Lido ist ob Qualität und Geschwindigkeit empfehlenswert.

Das Essen:

Immer so eine Sache: Die Erwartungshaltung, in Österreich authentische italienische Küche, noch dazu an einem touristischen Hotspot, zu finden, kann eigentlich nur enttäuscht werden. Es ist halt ein österreichischer Italiener.

Da ist Speck drauf!

Da ist Speck drauf!

 

Vor Kurzem hatte ich das Vergnügen, folgende Pizza in Udine zu essen: Bianco – N’duja – Lardo (nach dem Backen). Und siehe da: ein paar Monate drauf hat das Lido etwas Ähnliches. Warum sie meinen, Erdäpfel drauf tun zu müssen: i don’t know. Die kann man aber abbestellen. Und auch wenn der Lardo dünner sein könnte: es ist ein Fest!

Die italienischen Klassiker sind, ob ich das Wort schon mal verwendet habe: man weiss es nicht, solide.

Was mich aber wirklich freut: Das Lido ist, trotz seiner Größe (ich kann ganz schlecht Sitzplatz-Anzahlen schätzen, klein ist es aber sicher nicht) persönlich und flexibel. Und genau das mag ich.

Ich bin kein Fan des Wortes „Fazit“, trotzdem: mein Fazit:

Ein feines Lokal italienischer Tendenz, das groß genug ist, 10 Personen-Tische zu servicieren und trotzdem persönlich bleibt – und dieses Urteil ist zu einem Großteil dem Personal geschuldet, das es schafft, professionell zu sein und- eben – persönlich zu bleiben.

 

Info und Zeugs: http://www.villa-lido.at/

Überraschenderweise ist bei Sonnenschein das Reservieren eines passenden Tisches gar nicht so blöd.

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