Ihr werdet nie glauben, was er im Industriegebiet Villach gefunden hat.

Ok, mal schaun, ob Headlines wie diese tatsächlich funktionieren. Hoffentlich nicht, bei meiner angestrebten Leserschaft.

Wie dem auch sei: da waren wir mal wieder essen.

Da ich in letzter Zeit die ausgetretenen Pfade gerne verlasse und gen Süden reise, handelt dieser kleine Erlebnisbericht auch mal wieder: von einer Perle aus Kärnten. Nämlich: frierss feines haus in Villach.

Wenn man von der Autobahn (keine Ahnung welche Ausfahrt, ich glaube die erste) von Klagenfurt kommend nach Villach fährt, wird man von der Architektur eines klassischen Industriezonen-Gebiets empfangen. Lagerhallen wechseln sich mit Großflächenstadtrandshops ab, es ist laut und es ist: hässlich! Dann biegt man nach einer Aufblas-Harley Davidson rechts ab und dann nochmal rechts, auf den Parkplatz. Einer Lagerhalle. Das ist dann der Punkt, wo man die Empfehlung beginnt zu hinterfragen. Man befindet sich zwischen dem Factoryoutlet des namensgebenden Fleischhackers und einem umgebungstypischen Zweckbaus. Ok: ein bissl Holz haben sie aussen dran gepickt. Aber gut. Wenn wir schon mal da sind.

Beim Betreten der Lokalität: Überraschung Nr.1: Urplötzlich steht man in einem verdammt feschen Spezialitätengreissler. Schwerpunkt Italien, aber, so nehme ich an, man sieht das vielleicht gar nicht so eng. Öl, Backwerk, Wein, wasweißich was sonst noch alles. Zur linken dann: eine Fleischtheke. Mit so ca. allen mir bekannten Steak-Cuts, Wurst und Speck. Achja, zum Thema Wurst: es geht ja die Mähr, dass die Frierss’sche Mortadella nach Italien exportiert wird, weil sie einfach besser ist. Kann ich nicht beurteilen, ich mag Mortadella weder hier noch da und hab sie nicht probiert. Wundern würde es mich aber nicht.

Der Gastraum ist schön strukturiert und zweckmäßig, mit einer Bar und einer Prosciutto-Schneidemaschine als Zentrum. Sehr erfreulich, die schaut nämlich so aus, als würde sie hier nicht nur der Zierde wegen rumstehen. Und das tut sie dann in weiterer Folge auch nicht. Weiters gibt es einen durch Vorhänge abgetrennten Bereich, der, dem Vernehmen nach, hauptsächlich den Gästen des 11-Gänge-Überraschungsmenüs zur Verfügung steht (selbiges muss ich dann auch mal probieren, wurde mir ja berichtet, dass hin und wieder ein Täubchen kredenzt wird. Hatte ich noch nie, will ich aber dringend. Wer keine Taube mag, kann ja möglicherweise eine Taubenallergie bei der Buchung als Ausrede erfinden). Eine überdachte Terrasse gibt es auch: mit Blick auf und akustischer Untermalung durch: Den Autobahnzubringer. Naja, war eh nicht so warm, sitzen wir halt drin.

Die Küche hat uns, freundlich und ausgesprochen erfreulich, dann auch recht schnell begrüßt: mit Prosciutto. In der Variante dünn und zart, mit einem perfekten Fettrandl, das bei Körpertemperatur, will heissen Zungenberührung, schmilzt. Und das aus eigener Produktion, btw. Mehr davon!

Warum hängt denn da Prosciutto rum?

Warum hängt denn da Prosciutto rum?

Die Thaisuppe scheint, so wurde mir erzählt, recht authentisch geschmeckt zu haben, da ich Suppen an sich nicht mag, hab ich mir das erspart. Das Beef Tartar war: Ein Beef Tartar. Sicher keins der schlechten, aber so richtig und 100% in Erinnerung geblieben ist es mir, geschmacklich, nicht. Es war, und da bin ich jetzt sicher, als Rohfleischfresser, zu kritisch, handwerklich gut gemacht aber halt unauffällig. Aber, und nicht damit das jetzt so wirkt, als hätte es mir nicht gescheckt: es war halt dann doch recht gut. Und, jetzt mal ehrlich: hübsch wars auf alle Fälle.

 

ein richtig hübsches Beef Tartar mit Avocado-Creme und Deko-Butter

ein richtig hübsches Beef Tartar mit Avocado-Creme und Deko-Butter

Als Hauptgang hatten wir Steaks: Die Damen Filet, die Herren Rib Eye.

Ich muss gestehen, ich mag Filet-Steaks nicht. Kein Fett, kaum Eigengeschmack. Aber trotzdem: Da waren sie richtig gut. Also ich meine RICHTIG gut. Um ein Massaker am Teller zu vermeiden, empfiehlt es sich, die Sauce extra im Schüsserl zu bestellen, wenn man sie überhaupt mag. In unserem Fall war es, glaub ich, eine Bernaise. Und die kann halt schon was.

Ich hatte ein Rib Eye. Steaks bestelle ich meist medium-rare. Ich verstehe nicht, wie man Steaks anders essen kann, weil: man kann sie eigentlich nicht anders essen. Dem anregenden Tischgespräch war es geschuldet, dass ich aber total vergessen hatte, das dazuzusagen. Der Steak-Griller von Welt macht dann natürlich ein Medium-Well done-Steak draus. Ok, denke ich mir beim Anschnitt: Scheisse. Was dann allerdings passierte, kann ich nur durch die exzellente Fleischqualität erklären: Es war perfekt. Trotzdem es eher well done als medium war: schmelzendes Fett (nicht verbrannt und nicht hart), zartes Fleisch, mit einem Bisserl Biss, eigentlich ideal. Mein Ärger über mich selbst war dadurch dann doch recht schnell verraucht (Apropos: Nichtraucherlokal).

Warum man allerdings die Rib Eyes vorbestellen muss, wenn sie so kuschelig in der Kühlvitrine liegen: man weiß es nicht genau. Die Filets gibts aber immer.

 

Das Nachspeiserl war dann für 3 von 4 ein Sorbet mit Rosé Prosecco. Da ich ja auf meine Linie achte, hab ich nur den Prosecco genommen und kann nur von den entrückten Blicken der 3 anderen auf Qualität und Geschmack schliessen.

 

Preislich betrachtet: nichts für jeden Tag, aber ob der Qualität und des ausgesucht freundlichen Service-Personals auf alle Fälle fair: 4 Aperitif – 2 Vorspeisen – 1 Flasche Wein – 4 Hauptspeisen – 3 (oder4) Nachspeiserln – 4 Espressi – 2 Zerhacker: rund 55 Euro/ Person.

Das frierss feines haus sieht mich auf alle Fälle wieder, und dann will ich eine Taube!

Info und Zeugs: http://www.feines-haus.at/

 

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